Montag, 27. September 2010

Quilmes

Am Dienstagabend vor 3 Wochen bin ich endlich in Quilmes, wo ich das nächste Jahr arbeiten und Leben werde, angekommen. Das kleine Häuschen, das ich mir mit zwei anderen Freiwilligen, Laura und Chantal, teile, steht hinten im Garten der Familie Tschoban und ist wunderschön! Hat sehr hohe Wände und wirkt dadurch größer als es ist. Wir sind im Prinzip unabhängig von unseren „Gasteltern“ aber es ist gut jemanden ortskundigen als Ansprechpartner genau nebenan zu haben, vor allem in der ersten Zeit. Außerdem kriegen wir den Ofen leider noch nicht so gut alleine an und hier ist es wenn die Sonne nicht scheint echt kalt..! Aber es wird von Tag zu Tag wärmer und heller, letzten Dienstag war Frühlingsanfang und das wird hier sehr groß gefeiert, alle wünschen dir „feliz primavera“ und haben richtig gute Laune :)

Nachdem Claudia, die Leiterin der beiden Kindergärten, in denen wir mitarbeiten, uns ein bisschen herumgeführt und uns einen Einblick in die Arbeit und die Hintergründe gegeben hatte (wohlgemerkt alles in Castellano..), ging es am Donnertag dann wirklich los. Mir wurde eine Stelle im „Jardin Maternal de la Iglesia Evangelica“ zu geteilt, wo ich im „Sala Ranita“ (=Saal „Fröschchen“) den Vormittag mit bis zu 20 Kindern im Alter von 5 Monaten bis knapp 2 Jahren verbringe. Da ich mich ursprünglich für eine Einrichtung beworben hatte, in der die Arbeit mit Jugendlichen im Vordergrund steht, war ich anfangs zugegebenermaßen wenig angetan von dieser Tatsache. Aber schon nach 2 Tagen mit den Kleinen sind mir alle so ans Herz gewachsen und ich gehe richtig auf in meinen Aufgaben. Und langweilig, wie ich befürchtet hatte, sind die Kleinen ganz bestimmt nicht! Es war noch kein Tag wie der andere, immer wenn ich kurz das Gefühl hatte ein Kind ein wenig zu durchschauen wurde ich dieser Hoffnung sofort wieder beraubt. Wirklich faszinierend an Kleinkindern in dem Alter ist, dass man ihnen bei der Entwicklung zugucken kann, als würde man ein Buch darüber lesen. Jeden Tag verstehen sie etwas mehr, sprechen dir ein für sie neues Wort nach oder ziehen sich eigenständig am Tisch hoch, um die ersten Schritte zu wagen. Die Kinder kommen in der Mehrzahl aus sozial schwachen Familien, in denen oft der Vater fehlt und die Mutter nur durch den Kindergartenplatz ermöglicht bekommt, (irgend)eine Arbeit zu verrichten. Es ist gut, dass wir uns untereinander mit den Anderen Freiwilligen austauschen können, um das, was wir sehen und erleben zu verarbeiten und besser zu verstehen. Fakt ist, dass es in dieser riesigen Stadt noch mindestens 500 mal so vieler solcher Einrichtungen Bedarf, um der Bevölkerung im Ansatz gerecht zu werden.

Mein Castellano wird mit jedem Tag besser. Ich verstehe wirklich viel, manchmal nicht auf Anhieb, was hauptsächlich an den Vokabeln liegt, also schön fleißig üben. Nur wo fängt man da an?! Unser Häuschen ist jedenfalls übersät von Zettelchen, die die Spanischen Namen der Gegenstände angeben. Die von euch, die mich gut kennen, können sich vorstellen, wie sehr es mich runterzieht, gezwungenermaßen meine Klappe zu halten, einfach weil ich mich nicht ausdrücken kann ;)

Unsere freien Wochenenden (unter der Woche sind wir doch ziemlich geplättet von der Arbeit, obwohl wir immer schon um 14:00 Uhr Schluss haben) verbringen wir damit, Clubs auszuprobieren, Ferias (=Märkte) zu besuchen oder den ein oder anderen Park ausfindig zu machen, wo man joggen oder einfach in der Sonne sitzen kann.. Laura und ich waren sogar schon einmal laufen ;) Auf den Märkten hier bekommt man viel schöne Dinge und ich muss mich zusammenreißen, nicht noch ein Paar Ohrringe und noch ein Tuch zu kafen- jedenfalls noch nicht. Außerdem sind die Leute offen und man kann neben der Arbeit mal mit anderen Castellano reden, nicht nur übers Wickeln und darüber, wer grade müde ist. Genauso in den Discotheken, wobei man da doch eher jede Begegnung mit Vorsicht genießen sollte, vorallem die mit argentinischen Männern. Leider haben wir hier in Quilmes noch keinen besonders guten Club gefunden, in vielen läuft Cumbia, ein auf Dauer wirklich anstrengender Musikstil zu dem ich nicht so gut tanzen kann (und damit bin ich nicht allein..). Auf allen Grünflächen hier wird Fußball gespielt und Mate getrunken. Man sagt hier, die kleinen Jungs würden kicken, bevor sie wirklich laufen könnten ;) Mate ist das Nationalgatränk hier, die Yerba, der Tee, wird aus der Matepflanze gewonnen, ist koffeinhaltig und schmeckt etwas bitter. Dazu gibt es einen besonderen Becher, der auch Mate heißt, und eine Art Strohhalm, dieBombilla. Dieser Mate wird für jeden neu aufgegossen und alle trinken der Reihe nach immer wieder aus einem Gefäß. Es wundert mich also gar nicht, dass ich schon seit fast 6 Wochen Schnupfen und immer wieder auf- und abklingende Halsschmerzen habe :P

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